Es ist vollbracht!

Häufig werde ich von meinen Bräuten bei den täglichen Anproben gefragt woher ich denn überhaupt die ganzen tollen Kleider bekomme oder ob ich diese selber nähe?

Um Gottes willen, ich kann nicht nähen und mein Mann ist schon dankbar wenn er mal einen abgefallenen Knopf wieder angenäht bekommt“.

Daher wollte ich allen Interessierten mal einen kleinen Einblick geben, welche Aufgaben man als Inhaberin zweier Brautstudios denn noch so hat, außer natürlich neben dem eigentlichen „Kleider verkaufen“.

Was vielen Bräuten nämlich nicht bewusst ist: Die Kleider in den Brautstudios sind in der Regel keine Musterkleider und wir bekommen diese auch nicht von den Labels „zur Ansicht“ gestellt sondern müssen Sie natürlich auch bezahlen. Das heißt im Umkehrschluss: Ich darf mich als stolze Besitzerin eines riesigen „Kleiderschrankes“ mit mehreren hundert Kleidern schimpfen. „Da frage ich mich, warum ich jeden Morgen vor Selbigem stehe und eigentlich „nichts“ zum anziehen habe“?

Auf der Suche nach den neuesten Trends und den schönsten Brautkleidern für die kommende Saison 2020 habe ich wie jedes Jahr tausende Kilometer zurückgelegt und die renommiertesten Fachmessen in Europa besucht. Nach München, Amsterdam, Mailand, Barcelona und Düsseldorf bin ich nun bis Ende des Jahres um einige hunderte neuer Brautkleider reicher, aber mein Geschäftskonto leider im Gegenzug um einen hohen sechsstelligen Betrag ärmer.

Ich gebe zu: Es wäre gelogen wenn ich behaupten würde das solche Messebesuche und der damit verbundene „Kaufrausch“ mir keinen Spaß machen. Also in meinem Fall immer vorausgesetzt, dass ich auch den richtigen Schalter am Flughafen finde, es irgendwie in den richtigen Flieger schaffe, auch die Adresse des gebuchten Hotels in meinen Unterlagen wieder finde und zu guter Letzt dann auch ein Hotel gebucht habe, welches nicht eine halbe Tagesreise von der Messelocation entfernt ist (kaum zu glauben, dass ich 2 Geschäfte und weit über 20 Mitarbeiter führe).

Ist man dann endlich auf einer der besagten Messen angekommen kann es passieren, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. Denn Marken von Brautkleidern gibt es wie Sand am Meer. Da gilt es dann erstmal sich einen guten Überblick zu verschaffen. Neben der Optik der Kleider zählen in unserer Branche vor allem auch Kriterien wie die Qualitiät, Einkaufskonditionen, Liefertreue und Customerservice des jeweiligen Herstellers.

Hinzu kommt, dass viele Hersteller einen Gebietsschutz auf Ihren Kollektion haben, was so viel heißt wie: Führt ein anderes Brautstudio drei Orte weiter schon diese Marke, schaut man selber dumm aus der Wäsche und wird nicht beliefert. In meinem Fall darf ich mich glücklich schätzen, dass ich bereits langjähriger und guter Kunde von zahlreichen renommierten Herstellern und deren Marken bin und somit dann eher neue Mitbewerber in meinem Umkreis dumm aus der Wäsche schauen.

Man kann das Verhältnis zwischen den einzelnen Anbietern von Brautkleidern und den Brautgeschäften auch so formulieren: „Willst du weiterhin diese Marke führen, musst du ordentlich jede Saison einkaufen“.

So „schlendere“ ich also auf den besagten Messen durch stark überfüllte Gänge auf der Suche nach neuen oder altbewährten Herstellern (ein Wahnsinn wie viele diesen Job neben mir auch noch ausüben). Am jeweiligen Ziel angekommen gilt es einen klaren Kopf zu bewahren und den weiblichen Instinkt „will am liebsten ALLES haben“ auszublenden.

Viele Hersteller bieten pro Kollektion z.T. mehr als 100 neue Modelle an die es zu sondieren gilt. Da gehen einem dann Fragen durch den Kopf wie z.B. : Gefällt mir das Kleid? Ist es so kalkulierbar, dass die Bräute keinen Herzinfarkt beim Blick aufs Preisschild bekommen? Nehme ich nun das Model mit der Blüte rechts oder links am Ausschnitt? Sieht das Brautkleid auch an einer normal gebauten Frau toll aus, oder nur an dem 180 cm großen, bildhübschen, sportlichen und manchmal leider auch halb verhungertem Modell??

Nach gefühlten 2000 und meist tatsächlich begutachteten Brautkleidern raucht mir Abends der Kopf und irgendwann sehen dann auch alle Kleider irgendwie „gleich“ aus. Und mit jedem eingekauften Kleid steigt deine Herzfrequenz ein klein wenig mehr mit Blick auf deinen Kontostand. Aber was soll`s! Die Vorfreude auf die vielen neuen tollen Kleider, welche dann einige Monate später bei dir im Laden hängen werden und hoffentlich auch die Herzfrequenz der zukünftigen Bräute ansteigen lässt, ist größer.

Was mir neben dem „shoppen“ auf so einer Messe aber noch am meisten Spaß macht?

Das Wiedersehen mit anderen Inhabern von Brautstudios, wo über die Jahre eine „kleine Freundschaft“ entstanden ist und man gegenseitig Erfahrungen, Sorgen und Nöte austauschen kann. In der Regel trifft das natürlich auf Geschäfte zu, die nicht gerade deine direkten Mitbewerber vor Ort sind. In meinem Fall habe ich auf den ganzen Messen wieder viele liebe Kollegen treffen können, welche gemeinsam mit mir für das VOX-Format „zwischen Tüll und Tränen“ drehen.

In diesem Sinne wünsche ich allen zukünftigen Bräuten viel Spaß und eine hohe Herzfrequenz beim anprobieren der neuen Kollektion 2020 die bereits jetzt langsam in Ulm und Nersingen eintrudelt.

Eure Ulrike Mandt von

Brautmoden Renger aus Ulm und Wedding & More aus Nersingen