Ihr spürt noch das Herzklopfen vom Heiratsantrag …
… und nun geht es los mit den 1000 Fragen, die zu klären sind: Wann und wo wollen wir heiraten? Wie stellen wir uns unsere Hochzeit vor? Große oder kleine Gesellschaft? Boho? Vintage? Klassisch? Wie viele Gäste wollen wir überhaupt dabei haben? Welche Musik? Welcher Fotograf? Standesamt – logisch, muss ja in Deutschland sein! Kirchliche Trauung? Freie Trauung? Und wie und wer zahlt das alles???
Wie geschrieben: gefühlt 1000 Fragen, die zu klären sind.
Mein Gebiet sind ja die Trauungszeremonien. Dieser Beitrag soll sich heute um die Unterschiede von Standesamt, kirchlicher Trauung und freier Trauung drehen.

Standesamt

In Deutschland ist der Gang auf das Standesamt notwendig, wenn die Personenstandsdaten von “ledig” in “verheiratet” verändert werden sollen. Diese Änderung ist ein Verwaltungsakt – nicht mehr und nicht weniger. Die Verheiratung ist damit amtlich beurkundet und dokumentiert all die Rechte und Pflichten der Eheleute.
Ich frage mich jedoch immer wieder, warum Brautpaare daraus mehr machen möchten, als eigentlich nötig – also, wenn sie anschließend noch eine feierliche Zeremonie haben.
Wenn für euch klar ist: Standesamt reicht! Dann sollte man sich natürlich hier auch die Ringe anstecken und schauen, dass man schöne Räumlichkeiten findet.
Die emotionale Qualität ist bei einer feierlichen Trauung schon eine andere. Wenn Ihr euch für diese feierliche, emotionale Qualität entscheidet, dann rate ich meinen Paaren:
Geht einfach nur zu zweit irgendwann vor oder am besten nach der Trauungszeremonie auf das Standesamt und lasst eure Ehe eintragen, um eure Personenstandsdaten zu ändern. Ohne großen Aufriss – es spart euch Zeit und Geld! Ihr braucht keine zusätzlichen Klamotten. Essen gehen mit einem kleinen Kreis entfällt. Es ist keine zusätzliche Orga nötig. Ihr könnt euch ganz auf euren großen Tag konzentrieren und freuen.

Für die feierliche Trauungszeremonie habt Ihr zwei Möglichkeiten: Kirchliche Trauung – Freie Trauung

Kirchliche Trauung

Bei der kirchlichen Trauung ist hier bei uns im christlich-geprägten Raum zwischen einer katholischen und evangelischen Eheschließung zu unterscheiden. Nach röm.-kath. Verständnis ist die Ehe seit ca. 800 Jahren ein Sakrament, das sich die EHELEUTE (nicht der Priester) gegenseitig spenden. Nach evangelischem Verständnis wird die vor dem Standesbeamten geschlossene Ehe in einem Segnungsgottesdienst gesegnet – frei nach Luther: “Die Ehe ist ein äußerlich, weltlich Ding.” Die Eheschließung erfolgt also nach katholischem Verständnis in der kirchlichen Trauung, nach evangelischem Verständnis im Standesamt.

Freie Trauung

Die freie Trauung ist, wie der Name so schön sagt, an keine festen Formen oder Regeln gebunden, d. h. sie braucht z. B. keine gewidmeten Räume, wie bei einer kirchlichen Trauung. Ich werde oft nach der Gültigkeit gefragt. Wer bestimmt, ob euer “JA” zueinander gültig ist? Der Standesbeamte? Der Priester? Der Pfarrer? Das Papier, auf dem Ihr unterschrieben habt?

Was nun – kirchlich oder frei?

Naja, da schreibt eine, die ja freie Trauungen anbietet – berechtigter Gedanke. Ich bemühe mich, hier möglichst objektiv einige Gedanken aus hunderten von Gesprächen aufzuzeigen. Ehrenwort!

Wer sollte sich für eine kirchliche Trauung entscheiden?

Grundsätzlich jeder, der sich zum christlichen Glauben bekennt. Die röm.-kath. Auffassung, dass die Ehe ein Sakrament ist, macht deutlich, worum es bei einer Brautmesse oder einer Trauung geht: Dem Lob Gottes! Von daher ist auch klar, warum die kirchliche Trauung nicht so sehr auf das Brautpaar abgestimmt wird und dabei an Grenzen stößt. Es wird ja auch gefragt, ob die Brautleute als christliche Eheleute leben möchten – ob sie die Kinder, die Gott ihnen schenkt, “im Geist Christi und seiner Kirche” erziehen möchten. Wenn Ihr diese Fragen beide aus vollem Herzen mit “Ja” beantworten könnt – klar, dass für euch nur eine kirchliche Trauung in Frage kommt. Die Bestätigung des Priesters, dass Ihr zur christlichen Ehe bereit seid, trifft euer Lebensgefühl.

Was ist aber, wenn nur einer von euch damit ein Problem hat? Oder Ihr beide?

Einfach nur kirchlich heiraten, weil man damit die Familie glücklich machen möchte? Unsere Kirche ist ein so schöner feierlicher Ort! Ich habe mir schon als kleines Mädchen vorgestellt, wie ich in die Kirche mit meinem weißen Kleid schreite. Was ist aber mit diesen beiden Fragen, die dann nicht ganz ehrlich mit “Ja” beantwortet werden? Merkt ja keiner? Wenn wir jedoch bis in die letzte Konsequenz weiterdenken, wird hier eine Ehe mit eigentlich zwei Lügen begonnen. Klingt ziemlich hart, weiß ich.
Ich arbeite auch mit Paaren, die es gerade nicht so lustig miteinander haben. Ab und zu fällt dann auch in unterschiedlichen Variationen: “Da habe ich nur dir zuliebe kirchlich geheiratet. Dir zuliebe habe ich zugestimmt, dass die Kinder getauft werden.” Kommt von Männern und Frauen. Diese beiden harmlosen Fragen können dann zu den berühmten Tropfen werden, die ein Fass zum Überlaufen bringen.

Eine freie Trauung?

Mir persönlich gefällt die Ehrlichkeit in einer freien Trauung am besten. Ihr seid einfach die, die Ihr seid. Ihr braucht euch nicht verbiegen. Ihr braucht keine Fragen zu beantworten, auf die Ihr vielleicht gar keine Antwort habt. In der Gestaltung muss nichts sein und alles ist möglich. Bei sehr vielen Paaren spielt die Frage nach dem Glauben (der sich nicht nur auf das christliche Gottesbild bezieht) schon eine gewisse Rolle. Die beiden haben hier die Möglichkeit, sich in der Mitte zu treffen. So werden beide mit der Form der Zeremonie glücklich. Das ist mir auch bei interkulturellen Paaren, die auch aus unterschiedlichen religiösen Kulturen kommen, sehr wichtig. Meine Intention in der Gestaltung ist, dass die Zeremonie zu einem Spiegel des Paares wird. Mit der Lieblingsmusik. Hobbys und Vorlieben lassen sich wunderbar in Gestaltungselemente verwandeln. Eine freie Trauung ist auch nicht an feste Räume gebunden. Wo es euch gefällt, wird getraut und gefeiert. Die Gesellschaft muss nicht von A nach B fahren. Die Stimmung der freien Trauung wird ohne Bruch in die Feier weitergetragen. Über die Gestaltungsmöglichkeiten einer freien Trauung werde ich später ausführlicher schreiben.
Euer Hochzeitstag soll ja schließlich einzigartig sein und allen in bester Erinnerung bleiben.

Wie findet Ihr nun die passende Person, die euch zu eurem großen Tag begleitet? Dazu kommt bald ein neuer Beitrag: Freier Redner oder Freier Theologe?
Bis bald,
eure Silvia von “Heiraten ist mehr”